Wir alle wünschen uns ein selbstbewusstes Kind. Eines, das mutig und erfolgreich durchs Leben schreitet und dabei nie groß an seiner eigenen Person zweifelt. Kurzum: Ein Kind, das glücklich ist, unabhängig davon, ob gerade alles optimal im Leben läuft und ob andere Menschen gerade ihre Gunst bezeugen.
Der Schlüssel hierfür liegt in einem starken Selbstwertgefühl. Andere nennen es innere Stärke oder Selbstliebe. Die Grundlagen hierfür werden im Mutterleib gelegt. Dies und viel mehr erläutert Heinz-Peter Röhr in seinem Buch "Wie ich meinem Kind zu einem starken Selbstwertgefühl verhelfe".
Wie wird mein Baby selbstbewusst? Wir haben den Ratgeber gelesen und ergänzen dessen Empfehlungen um 12 aktuelle Forschungsergebnisse zum selbstbewussten Kind.
Inhalt: Wie wird mein Baby selbstbewusst?
- Das Buch
- Klare Thesen
- Eltern Entwicklung
- Beobachtungen bei Menschenaffen
- Wozu überhaupt Selbstwertgefühl?
- Mythen
- Röhr: So wird Ihr Baby selbstbewusst
12 Empfehlungen aus der Forschung
- Lieben Sie Ihr Kind
- Problemfall Lob und Belohnungen - Starke Eltern haben starke Kinder
- Schenken Sie dem Kind Zeit und Aufmerksamkeit
- Glauben Sie an Ihr Kind
- Fördern Sie Selbstständigkeit
- Setzen Sie Grenzen
- Bleiben Sie konsequent
- Vermeiden Sie Vergleiche
- Erhalten Sie den Kontakt zu Oma und Opa
- Begünstigen Sie den Kontakt zu Tieren
- Zeigen Sie längerfristigen Nutzen von Verhalten auf
- Erziehen Sie nach Werten, statt nach Leistungen
Zurück zum Buch:
Das Buch
Klare Thesen
Röhr spricht klar. Und heftig. Die Theorien (er würde sagen "Erkenntnisse") in seinem Buch mögen nicht jedem Menschen behagen. Manchmal auf Unbehagen oder gar Widerspruch stoßen. Röhr zieht seine Thesen aus den Einsichten der Psychologie-Forschung und seinen eigenen Patientenerfahrungen. Lesenswert sind diese auf jeden Fall.
Eltern-Persönlichkeitsentwicklung
Röhr schreibt, dass die Wurzeln der Entwicklung eines starken Selbstwertgefühles bereits im Mutterleib gesetzt werden. Abhängig davon, welche Gefühle wir dem Kind entgegen bringen und wie optimistisch wir in dessen Zukunft blickten.
Danach liegt Kindes Selbstbewusstsein lange Zeit weiter stark in Elternhand. Dies funktioniert über zwei Wirkungsbereiche:
- Wie wir das Kind behandeln, wie wir es wertschätzen und welche Bedingungen wir dafür voranstellen.
- Wie unser Selbstwertgefühl entwickelt ist und welche "geheimen Programme" bei uns als Eltern ablaufen.
Beobachtungen bei Menschenaffen
Die Forscherin Jane Goodall widmete ein Großteil ihres Lebens der Beobachtung von Menschenaffen. Sie sagt in einem Interview mit Stefan Klein: "Je verlässlicher die Bindung zwischen Schimpansenmutter und ihrem Kind ist, umso höher ist der Rang, den es später in der Horde einnimmt. Als dann mein Sohn zur Welt kam, habe ich mir von den Affenmüttern viel abgesehen."
Wozu überhaupt Selbstwertgefühl?
Wie wichtig ist ein gutes Selbstwertgefühl für die Entwicklung und das spätere Leben eines Kindes? Nach Röhr kann dies gar nicht hoch genug eingeordnet werden. Er schreibt:
"Das Selbstwertgefühl bestimmt ganz entscheidend über Glück oder Unglück, Erfolg oder Misserfolg im Leben."
Störungen in der Selbstliebe führen zu Verhaltensauffälligkeiten und anderen psychischen Problemen. Röhr schreibt dann sogar:
"Führ nahezu alle psychischen Probleme und Krankheiten, die keine biologischen oder organischen Hintergründe haben, ist ein gestörtes Selbstwertgefühl die eigentliche Ursache."
Hier werden sicherlich nicht alle Ärzte mitgehen. Dennoch ist diese These eine Überlegung wert.
Mythen
Röhr startet sein Buch damit, dass er mit Mythen des Selbstwertgefühles vor Gericht zieht. Eltern machen viel zu sehr die äußeren Umstände für das innere Selbstwertempfinden des Kindes verantwortlich. Beispiele von falschen oder nur temporär zutreffenden Glaubenssätzen:
- Reiche Menschen
- Erfolgreiche Menschen
- Intelligente Menschen
- Schöne Menschen
- Mächtige Menschen
sind selbstbewusst (im Sinne von "mit hohem Selbstwertgefühl gesegnet"). So lauten die Glaubenssätze von vielen Menschen. Falsch bzw. keine zwangsläufige Koinzidenz, so Röhr.
Oftmals gilt eher das Gegenteil. Beispiel "Schöne Menschen": Frauen, die besonders schön sind, haben oftmals besonders hohe Zweifel an ihrer Attraktivität.
Daraus ergibt sich eine wichtige Aussage Röhrs für das Selbstwertgefühl eines Kindes:
"Leistungen und Auszeichnungen sind für das Selbstwertgefühl nicht zielführen."
Röhr: So wird Ihr Baby selbstbewusst
Röhr schreibt, dass die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl in den ersten sechs Jahres des Kindes gelegt wird. Was können Eltern konkret tun? Der Kern von Röhrs Konzept liegt in folgenden Aussagen:
- Kinder brauchen vor allem in den Anfangsjahren viel Zuwendung, auch über körperlichen Kontakt.
- Eltern sollten das Kind prinzipiell um seiner selbst lieben, unabhängig von dessen Leistungen oder Fehlern. Es gilt, dies dem Kind auf verschiedenen Ebenen und immer wieder zu zeigen.
- Ein gutes Selbstwertgefühl der Eltern kann maßgeblich zu einem ebensolchen bei dem Kind beitragen. Von daher würde Röhr bei Kindern mit Selbstwertproblemen immer die Eltern "mitbehandeln" wollen.
Aus der Forschung
So wird mein Kind selbstbewusst: Die Top 12
Röhr ist nicht der Einzige, der sich dem Thema selbstbewusstes Kind gewidmet hat. Wir haben recherchiert und eine Fülle von Tipps gefunden, die das Selbstbewusstsein eines Kindes fördern. Die Forschungs-Empfehlungen lauten:
Lieben Sie Ihr Kind
Und es dem Kind auch zeigen, dass man es liebt. Viele Stimmen betonen, dass diese Liebe bedingungslos sein soll. Also nicht nur Liebe zeigen, wenn Steppke eine 1 mit nach Hause bringt oder gerade besonders artig den Tisch abgedeckt hat!
Zeigen Sie dem Kind, dass es von Wert ist. Einfach so. Dass diese Welt schöner und reicher und lebenswerter ist, weil es da ist.
Problemfall Lob und Belohnungen
Viele Kinderpsychologen bestätigen Röhrs These: Lob und Belohnungen für gute Leistungen sind zweischneidig zu sehen. Wer lobt, bewertet. Klar hinterlässt das erst einmal ein gutes Gefühl, aber allzu leicht rutscht das Kind in die Abhängigkeit vom Lob. Richtet sein Verhalten danach aus, gelobt zu werden.
Was ist daran so schlimm?
Nun, jeder Mensch hat Schwächen. Geht Wege, die anderen nicht ganz so gefallen. Ein Kind, dass sein Verhalten nach Lob ausrichtet, gerät in Zwiespalt:
Mein Weg <–> der Weg, der Lob bringt.
Bastelt dann nur, um Lob zu erhalten. Bastelt nicht das, was seine Kreativität ermöglichen würde.
Oder verurteilt sich selbst, weil es mal nicht so gut in der Schule war. Weil es beim Fußball nicht das Tor getroffen hat oder beim Turnen den Spagat nicht schafft.
Als Erwachsener setzt sich diese Prägung dann fort. Das Verhalten richtet sich danach aus, was der Partner, der Chef, die Freunde usw. erwarten. Einfach deswegen, weil wir vom Lob abhängig geworden sind.
Manche Stimmen verurteilen daher das Lob. "Lob macht abhängig", heißt es. Das Kind empfängt die Botschaft: "Ich werde (nur) geliebt, wenn ich lobenswertes tue." Fazit: Lob und Belohnungen würden das Selbstwertgefühl des Kindes langfristig mindern denn stärken.
Diese Meinungen sagen: Kinder würden nicht gelobt werden müssen, man müsse als Eltern nur (achtsam) das Kind und dessen Handlungen wahrnehmen. Kinder wollen nicht jede Handlung bewertet bekommen, sie wollen aber wahrgenommen werden.
Unsere Empfehlung: Prinzipiell stimmen wir diesen Stimmen zu. Belohnungen erzeugen Abhängigkeit und sind ein Werkzeug der Manipulation. Auf der anderen Seite gehört zur Erziehung auch die Förderung von richtigem und positivem Verhalten. Was das ist? Darüber lässt sich trefflich diskutieren.
Für zwei Dinge würden wir plädieren: Dem Kind das Gefühl zu vermitteln, geliebt zu werden, auch wenn es sich mal nicht positiv verhält. Und es nicht in ein allzu strenges Korsett zu schnüren, so dass sein Verhalten nur eine Richtung kennt: Jene, die wir für die Richtige halten.
Lob versus Ermutigung
Ein weiterer Tipp: Achten Sie auf den Unterschied zwischen Lob und Ermutigung. Auch wenn ein Kind an einer Sache scheitert, können Sie es ermutigen. In folgender Art: "Du hast dich bis bisher super bemüht. Ich glaube, du wirst es bald schaffen." Oder: "Ich sehe, du hast es geschafft." Oder: "Du kannst jetzt ja das Einrad fahren. Wie war das Gefühl, als du das erste Mal ohne festhalten fahren konntest?" Solche Worte ermutigen, erkennen nicht nur die Leistung sondern bereits das Bemühen an und zeigen: "Ich sehe dich". Sie manipulieren nicht.
Starke Eltern haben starke Kinder
Studien haben gezeigt, dass Eltern mit hohem Selbstwertgefühl auch tendenziell ebensolche Kinder großziehen und untermauern Röhrs diesbezügliche Thesen.
Man vermutet, dass Eltern mit eigener Selbstachtung den Kindern leichter und mehr Anerkennung zeigen können. Starke Eltern können Meinungen ihrer Kinder leichter akzeptieren und auch mal so stehen lassen.
Auf der anderen Seite vertreten solche Eltern auch konsequenter in der Erziehung ihre eigenen Werte. Aufmerksamkeit und konsequente Erziehung – da haben starke Eltern schon einmal zwei Selbstbewusstseinspunkte auf ihrer Karte.
Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine optimistische Haltung der Eltern in Bezug auf die Welt und das Leben auch tendenziell mutigere Kinder haben. Wer ständig darüber klagt, wie schlecht alles sei und/oder keine positiven Entwicklungen aufzeigt, fördert logischerweise die Ängstlichkeit seines Kindes.
Wie werde ich als Erwachsener selbstbewusster? Auf unserer Partnerseite blueprints findet sich ein Artikel dazu:
Selbstwertgefühl stärken - die 6 Säulen und wie wir sie aufbauen
Selbstwert ist das, was wir über uns selbst denken. Wer sein Selbstwertgefühl stärkt, wird unabhängiger von der Meinung anderer. Der Lohn ist ein angstfreieres und selbstbestimmteres Leben.
Helfen können hierbei die sechs Säulen des Selbstwertgefühls und folgendeÜbungen.
Schenken Sie dem Kind Zeit und Aufmerksamkeit
Apropos Liebe & Anerkennung: Wer sich Zeit für sein Kind nimmt, zeigt dem Kind, wie wertvoll es ist. Dies sollte sich allerdings nicht auf für das Kind eher unangenehme Dinge wie zum Beispiel die Kontrolle der Hausaufgaben beschränken.
Sie kennen das: Dem Kind wirklich zuhören, es wahrnehmen. Nicht schon die Antwort im Kopf haben und gar nicht mehr zuhören. Auch wenn man ja ohnehin alles besser weiß ...
Das Spielen mit dem Kind fördert auf vielen Ebenen.
Auf der anderen Seite können Kinder gar nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Sie sollten also zur Vermeidung von Konkflikten klare Grenzen setzen. Klären Sie darum vorab den Zeitrahmen, so ersparen Sie sich Enttäuschungen und Diskussionen. "Jetzt machen wir zusammen das Puzzle und danach muss ich den Bericht schreiben."
Glauben Sie an Ihr Kind
Studien zur sogenannten Resillienz zeigen auf: Ein Kind ist widerstandsfähiger und lernbereiter, wenn zumindest ein Mensch in seiner Umgebung fest an das Kind glaubt.
Fördern Sie Selbstständigkeit
Dies kann auf vielen Ebenen erfolgen. Zum einen sollten wir nur Hilfe anbieten, wenn diese auch vom Kind gefordert wird. Es ruhig mit der Schere Erfahrungen sammeln lassen, obwohl der Schnitt doch recht eng am Finger vorbeiführt. Nicht gleich trösten, nur wenn mal etwas frustrierend ist. Eigene Erfahrungen mit neuen Freunden sammeln lassen, nicht immer dahinter stehen und jede Unstimmigkeit abzufangen versuchen.
Später dann dem Kind immer mehr Verantwortung übertragen. So viel Verantwortung, wie es gut und ohne allzugroßes Risiko tragen kann. Schwierige Tätigkeiten können dabei zunächst in kleine aber zu bewältigende Schritte aufgeteilt werden. Das reicht vom Schlafengehen über das Fahrrad fahren bis zum "Wege alleine gehen lassen".
Kinder sind von der Veranlagung her motiviert, neue Dinge zu lernen, auszuprobieren. Am besten unterstützen wir diese angeborene Motivation, wenn wir zwar erläutern, warum eine Sache gut ist, es dem Kind dann aber eigenverantwortlich überlassen, wie es die Sache umsetzt. Natürlich darf man helfen, wenn das Kind fragt. Aber nicht mehr als nötig.
"Mein Kind wollte im Winter barfuß nach Draussen. Ich habe es gelassen, aber Schuhe, Strümpfe und ein Handtuch mitgenommen."
Vermutlich wird da am Anfang auch mal etwas schief gehen, aber als Belohnung lockt ein selbstverantwortliches Kind, mit dem ich viel weniger Kämpfe ausfechte. Anders ausgedrückt: Gestehen Sie Ihrem Kind zu, hin und wieder zu scheitern. Auch daran kann es wachsen.
Setzen Sie Grenzen
Menschen neigen dazu, Dinge auszureizen. Wie weit kann ich gehen, bis ich auf eine Grenze stoße? Als Kind versuchen wir auf allen Ebenen so weit zu schreiten, bis einer Stop ruft.
Darum müssen Sie als Eltern Grenzen ziehen. Die Wäsche gehört in den Wäschekorb, nicht auf den Boden. Das Kind sollte nicht den ganzen Tag in den Fernseher schauen oder sein Frühstück nur aus die Cornflakes beschränken.
Wir sollten es aber bewusst tun. Schließlich wollen wir nicht alles limitieren.
Bleiben Sie konsequent
Kämpfe, die wir verlieren, mindern unser Selbstwertgefühl. Inkonsequente Eltern fördern das Entstehen von Kämpfen, zudem geht die Orientierung verloren. Wenn das Kind heute ohne Konsequenz 10 Minuten länger am Tablett spielen konnte als abgemacht, wird es das morgen wieder versuchen. Es wird kämpfen. Streiten. Mal verlieren, mal gewinnen.
Eine konsequente Erziehung vermeidet diese Grabenkämpfe. Bedingung ist aber, dass wir wirklich nur die Grenzen ziehen und Regeln aufsetzen, die wir tatsächlich als notwendig erachten und durchziehen wollen.
Vermeiden Sie Vergleiche
Vergleiche sind eine der Hauptursachen von Unzufriedenheit und mangelndem Selbstwertgefühl. Von daher sollten Sie jegliche Form des Vergleichens mit anderen Kindern vermeiden. Das gilt nicht nur für negative Vergleiche, auch ein Lob wie "Du bist der beste in ..." ist ein Vergleich und führt zum Versagergefühl, wenn das Kind diesen Anspruch einmal nicht erfüllt. Derartige Erziehungsversuche können zwar dahingehend wirken, dass Kind in eine gewünschte Verhaltensrichtung zu führen, mindern aber das Selbstwertgefühl des Kindes.
Im Gegenteil: Fördern Sie die Wertschätzung des Kindes für sein gesamtes Wesen, unabhängig davon, wie Eigenschaft X oder Y im Verhältnis zu den anderen Kindern ausgeprägt sind.
Vorschlag: Wenn Ihr Kind einmal geknickt ist, dass ein anderes Kind besser ist, zum Beispiel bessere Noten schreibt, dann sagen Sie etwa Folgendes: Ja, der Ben schreibt immer die besten Noten und ist auch ein hervorragender Basketballer, du aber spielst toll die Gitarre und tust etwas für uns alle, weil du in der Freiwilligen Feuerwehr mithilfst.
Erhalten Sie den Kontakt zu Oma und Opa
Studien haben gezeigt, dass regelmäßiger Kontakt zu liebevollen, zuhörenden Großeltern das Selbstbewusstsein der Kinder fördern.
Begünstigen Sie den Kontakt zu Tieren
Egal ob der Besuch im Streichelzoo oder ein eigenes Haustier: Der regelmäßige Kontakt zu Tieren fördert die Aufgeschlossenheit von Kindern und dämpf Aggressivität.
Zeigen Sie längerfristigen Nutzen von Verhalten auf
Erfolg im Leben lässt sich gut anhand des Abschneidens von Kindern im sogenannten Marshmallow-Test prognostizieren. Darin wird getestet, ob ein Kind einem sofort verfügbaren Genuss gegenüber einem höheren, dafür später eintretenden Vorteil, widerstehen kann. Machen Sie ihrem Kind bewusst, wohin Bewegung versus Faulheit, gutes Essen versus Süßigkeiten, Lesen versus Computerspiele führt. Natürlich alles im Rahmen und ohne Übertreibung.
Erziehen Sie nach Werten, statt nach Leistungen
Klare Werte helfen dem Kind, sich im Leben zu orientieren. Werte fördern das Urteilsvermögen bezüglich des eigenen Verhaltens und das der Anderen. Wenn die Werte auch Gerechtigkeit und Liebe enthalten, fördert dies die Empathiefähigkeit und die Moral Ihres Kindes. Beides sind Eigenschaften, die das Auskommen mit den Mitmenschen verbessern, dadurch Vertrauen in die Welt fördern und damit auch das Selbstbewusstsein unterstützen.
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Röhrs Methode "Selbstwertanalyse"
Röhr hat eine eigene Methode zur Entwicklung des Selbstwertgefühles bei Erwachsenen entwickelt, die "Selbstwertanalyse". Diese wendet er analog bei Kindern an.
Eine Grundlage dieses Programmes besteht darin, die eigenen Glaubenssätze und inneren Programme aufzuspüren. Sind diese negativer Natur bzw. wirken sie eher abwertend auf unser Selbstwertgefühl oder führen sie dazu, dass wir stets meinen, uns im Leben beweisen zu müssen, besser sein zu müssen, sollten wir diese ändern.
Hier kann es auf Seiten der Eltern durchaus zu schmerzhaften Erkenntnissen kommen. Nicht wenige werden darum die Augen von ungünstigen Glaubenssätzen abwenden und die notwendigen Schritte zur Änderung nicht gehen. Andere werden zwar hinschauen, aber nicht die Kraft zu einer neuen Vorgehensweise im Umgang mit sich selbst bzw. in der Art, wie sie von sich selbst denken, finden.
Gesetzmäßigkeiten des Selbstwertgefühls
Röhr betont deshalb, dass unser Selbstwertgefühl bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt. Wenn A, dann B. Seine Therapie besteht deshalb in der Implementierung neuer, das Selbstbewusstsein fördernden inneren Programmen. Am Ende sollte das Kind die folgenden 3 Fragen aus tiefstem Herzen mit einem klaren "Ja!" beantworten:
- Bin ich willkommen?
- Genüge ich?
- Bekomme ich genügend Liebe und Zuwendung?
So sind gerade Zeiten der Niederlage oder der schlechten Leistungen (z.B. in der Schule) eines Kindes für die Eltern gute Gelegenheiten, die Liebe und den Respekt vor dem Kind unabhängig von äußeren Umständen deutlich zu machen!
Achte auf deine Gedanken
Röhr verweist stets auf Buddha, der betonte:
Du bist, was du denkst.
Röhr ermutigt, auf die eigenen Gedanken zu achten und negative Denkmuster durch positive zu ersetzen. Beispiele für gesunde Glaubenssätze wären:
- "In mir ist alles, was ich brauche."
- "Ich bin dankbar."
- "Ich stelle keine Bedingungen an das Leben."
Weitere Punkte in der Zusammenfassung
Röhr geht immer wieder auf die Umstände einer alleinerziehenden und berufstätigen Mutter ein. Seine Ratschläge ermutigen, er gibt viele Tipps für den Alltag.
Das ganze Buch enthält darüber hinaus viele Empfehlungen für ein zufriedeneres und dadurch selbstbewussteres Leben, auch bei einem Erwachsenen. Beispielsweise betont er die Wichtigkeit von dem Empfinden von Dankbarkeit im Leben, oder die Möglichkeit, das Leben "ohne Bedingungen" zu feiern.
Viele Fallbeispiele verdeutlichen Störungen im Selbstwertgefühl und dessen Auswirkungen auf das ganze Leben. Auch aktuelle Probleme wie Computersucht oder Kinder-Burnout werden angeschnitten.
Ein eigenes Kapitel ist dem Problem der Geschwisterkonkurrenz und dessen Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl gewidmet. Ein gern übersehener, unschöner Aspekt eines Geschwisterchens. Röhr schildert ebenfalls narzisstische Entwicklungsströmungen, Ausnutzung der Kinder von den Seiten der Eltern unter dem Deckmantel "Ich will nur das beste für mein Kind" sowie Übertreibungen bei der Unterstützung des Kindes, Stichwort hier u.a. Helikoptereltern. Typische Folgen der Ängste von Eltern in einer Leistungsgesellschaft.
Fazit
Das Buch behandelt eine Fülle von Aspekten, die das Selbstwertgefühl eines Babys, Kindes und Erwachsenen berühren. Auch wenn man nicht allen Aussagen vollständig zustimmt, wird man doch zum Nachdenken angeregt.
Wo wohl fast alle mitgehen können ist Röhr's Empfehlung, dass Eltern folgendes ihren Kindern stets zeigen und vermitteln sollten:
"Ich weiß, dass du nicht perfekt bist, und das musst du auch gar nicht sein. Ich liebe dich so, wie du bist."